Die etwas andere liberale Stimme aus der Hansestadt Lübeck

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Schnippischer Auftritt in der Uni

In Allgemein on 5. August 2010 at 20:01

Eigentlich lernt jedes Kind, erst mal „kleine Brötchen zu backen“, wenn man sich daneben benommen hat. Unsere Landesregierung in Kiel ist da weniger gelehrig. Kam nicht während der für uns Lübecker turbulenten vergangenen Wochen und Monate (Stichwort: Uni) wahrlich genug Unappetitliches an das Licht der Öffentlichkeit? Ich erinnere nur an die vielen Details, durch die die schwarz-gelbe Landesregierung sich faktisch als „Kiel-Connection“ geoutet hatte. Eine eher tragische Figur machte dabei – wenngleich eher als Randfigur, die Staatssekretärin im Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium, Frau Staatssekretärin Dr. Cordelia Andreßen, die sich bei mehreren Podiumsdiskussionen als wenig sachkundig gezeigt und allgemeines Kopfschütteln geerntet hatte.

Leider hat die Dame im eingangs genannten Sinne wenig gelernt.

Bei der offiziellen Einweihung der neue Zentralendoskopie in der Lübecker Uni-Klinik am 05. August nutzte Frau Dr. Andreßen statt dessen die Gelegenheit, charmant  darauf hinzuweisen, dass es bis 2020 jährlich ein neues Sparpaket geben werde. Auch wenn die Uni gerettet sei, müssten Doppelstrukturen abgebaut werden. „Schleswig-Holstein ist zu klein, um gegeneinander zu arbeiten, auch wenn Lübeck denkt, es sei der Nabel der Welt“, fügte die Staatssekretärin schnippisch hinzu (Quelle: HL-Live)

 Wetten, dass die verehrte Frau Staatssekretärin (vielleicht noch neben ihrem Geburtsort Berlin) unsere hochgeschätzte Landeshauptstadt für „den Nabel der Welt“ hält? Wundern tut’s uns spätestens nach einem Blick in den Lebenslauf der Dame nicht. Frau Dr. Andreßen ist seit 1971 Kielerin!

Zeit, danke zu sagen!

In Allgemein on 3. August 2010 at 10:21

Ich muss gestehen, dass ich nach meinem abrupten Ausscheiden aus der Lübecker Bürgerschaft mit der mehr als unrühmlichen Vorgeschichte meine Zeit brauchte, um mit der neuen Situation klarzukommen und vor allem, um die Ereignisse für mich persönlich aufzuarbeiten. Auch mit dem jetzt gewonnenen Abstand ist allerdings eines geblieben, nämlich die bittere Erkenntnis, dass nicht nur in der „großen“ Politik, sondern bereits in der vergleichsweise dazu beschaulichen und persönlicher geprägten Kommunalpolitik zwischenmenschliche Beziehungen wenig bis gar nichts zählen. Von persönlichem „Rückgrat“ möchte ich in diesem Zusammenhang erst gar nicht sprechen.

Nun bin ich gottlob von meinem Naturell her keiner, der sich zu lange an den dunkleren Stellen seines Lebens festklammert, sondern Enttäuschungen und Rückschläge nach erforderlichem „Wundenlecken“ meist schnell wegsteckt und optimistisch in die Zukunft blickt. Rückblickend kann ich zumindest auch positives feststellen. So gab es immerhin zwei Vertreter im Kreisvorstand der Lübecker FDP, die Moral gezeigt und sich standhaft gegen den Versuch zweier Fraktionsmitglieder gestellt haben, die Partei und Fraktion mit der Drohung zu nötigen, die Fraktion unter Mitnahme ihrer Listen-Mandate zu verlassen. Hierfür sage ich an dieser Stelle noch einmal „Danke!“. „Danke“ sage ich auch für die vielfältige Anteilnahme und die „Rückenstärkung“ von vielen Lübecker Parteimitgliedern.

Schließlich gilt mein Dank auch den vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die mich häufig „auf der Straße“ spontan angesprochen haben und noch immer gelegentlich ansprechen, um ihr Unverständnis mit der Haltung meiner sogenannten Partei-„Freunde“ zum Ausdruck zu bringen. Auch das anhaltende Interesse an meiner Internet-Seite „www.schalies.info“, auf der ich die Hintergründe des „Schmierentheaters“ innerhalb der FDP aus meiner Sicht geschildert habe, ist für mich erfreulich. Nach fast 23.000 Seiten-Besuchern im Monat Mai scheint sich die Zahl der Besuche dort auf monatlich gut 10.000 einzupendeln.

Dieser Zuspruch zeigt mir, dass es sich im Ergebnis jedenfalls in moralischer Hinsicht doch lohnt, „Kreuz zu zeigen“. Ich kann mir jedenfalls nach wie vor morgens beim Blick in den Spiegel noch gerade in die Augen schauen. Ich hoffe sehr, dass dies bei vielen Akteuren innerhalb der Fraktion und dem Kreisvorstand der Lübecker FDP nicht der Fall ist. Schließlich bin ich Optimist! Als Realist müsste ich allerdings erkennen, dass die Scheu vor dem Blick in die eigenen Augen zumindest einen Rest an Gerechtigkeitsempfinden und Moral voraussetzt – weshalb meine diesbezügliche Hoffnung sich als wenig tragbar erweisen dürfte!

Wolfgang Kubicki – Retter der Uni Lübeck?

In Allgemein on 2. August 2010 at 08:33

Eins muss man ihm lassen: Wolfgang Kubicki ist immer wieder für eine Überraschung gut! Bislang war man ja in Lübeck davon ausgegangen, dass der FDP-Fraktionschef als Regierungspartner in Kiel maßgeblich an dem Versuch mitgewirkt hätte, die Medizinische Fakultät und damit letztlich mittelfristig die ganze Universität in Lübeck zu schließen. Jetzt hat der Ober-Liberale in einem LN-Interview (Kubicki_im_Interview%3A_%84Die_Uni_stand_nie_auf_der_Kippe%93.htm) eine ganz andere, verblüffende Version der Ereignisse offenbart. Danach ist es, wenn man genauer darüber nachdenkt, eigentlich der Cleverness des „Dream-Teams“ Carstensen und – natürlich – Kubicki zu verdanken, dass auch in Zukunft weiterhin Mediziner in Lübeck ausgebildet werden. Schließlich sei ihm (Wolfgang Kubicki) von Anfang an klar gewesen, dass der Bund für die künftige Finanzierung einspringe. Man habe dies aber leider nicht so kommunizieren können. Und überhaupt, die vielen Menschen, die für den Erhalt ihrer Uni demonstriert haben, haben dies eigentlich auch nur auf Wunsch des „großen Meisters“ Kubicki getan: „Am Ende habe ich Herrn Dominiak gesagt: Vertrauen Sie mir! Peter Harry Carstensen und ich bekommen das hin. Aber lassen Sie nicht mit den Demonstrationen nach. Das hilft uns in Berlin.“

Also, das mit den Schließungsabsichten in Lübeck, alles nicht so ernst gemeint? Stand die Uni gar nicht auf der Kippe? Wolfgang Kubicki: „Sie stand insofern auf der Kippe, weil die inoffizielle Zusage des Bundes nicht veranschlagt werden konnte. Für mich stand sie nie auf der Kippe.“ Aha! Sie stand also doch auf der Kippe – oder doch nicht? Kubicki: „Wir…(wollten) erst gar nicht in die Lage kommen, den Medizinstudiengang Lübeck schließen zu müssen.“ Andererseits: „Hätte der Bund seine Zusage nicht eingehalten, hätten wir uns unter dem Spardiktat der Schuldenbremse aber davon verabschieden müssen.“ Soweit alles klar?

Aber eine Frage bewegt uns doch noch, lieber Herr Kubicki. Warum stand eigentlich die Ärzteausbildung in Lübeck auf der Kippe oder eben nicht auf der Kippe, wie auch immer, warum Lübeck und nicht Kiel? Bisher hieß es ja in offiziellen Papieren des Wirtschafts- und Wissenschaftsministeriums dazu, dass der Campus Lübeck schlicht leichter zu veräußern sei als derjenige in Kiel. Dies wurde u.a. mit dem besseren baulichen Zustand der Gebäude in Lübeck begründet. Der Campus Kiel sei darüber hinaus wegen des „NRoCK“ (gemeint ist wohl das geplante Protonen-Therapiezentrum) schlechter veräußerbar. Der FDP-Fraktionschef klärt jetzt auf: „Klar, es hätte auch die Möglichkeit gegeben, die Mediziner-Ausbildung komplett nach Lübeck zu verlagern. Allerdings hätte dann das neu zu errichtende Protonen-Therapiezentrum keine Anbindung gehabt. Betriebsverluste wären programmiert gewesen.“ Also war das Protonen-Therapiezentrum ausschlaggebend (für das seinerzeit Kiel gegenüber Lübeck den Vorzug erhalten hatte)! Andererseits heißt es aber doch in dem Papier des Ministeriums, dass ein „Krankenhaus mit Maximalversorgung“ für Kiel unabdingbar sei und auf jeden Fall aufrecht erhalten werden müsse. Reicht dies nicht als „Anbindung“ für das Protonenzentrum?

Wir können leider Herrn Kubicki nicht persönlich danach befragen. Also glauben wir dem sympathischen Herrn doch einfach!