Dieser Tage haben die drei Lübecker SPD-Abgeordneten im Schleswig-Holsteinischen Landtag ein Sommerloch ausgemacht. Gemeint ist die am Thema „Medizinerausbildung“ neu entflammte Konkurrenz der Stadte Kiel und Lübeck. Die ständige Berichterstattung sei „der Versuch, die beiden größten Städte Schleswig-Holsteins gegeneinander auszuspielen“, so die Herren Müller, Rother und Baasch (siehe HL-Live).
In einem haben die Genossen sicher Recht. Es wäre in der Tat ganz sicher völlig verfehlt und überzogen, aus dem Thema „Uni Lübeck“ nun eine Feindschaft zwischen beiden Städten oder gar ihren Bewohner/innen herzuleiten.
Entgegen der Verlautbarung der Lübecker SPD-Abgeordneten geht es bei der aktuellen Diskussion aber auch keinesfalls darum, die beiden größten Städte im Lande gegeneinander auszuspielen. Der Streit um die Medizinerausbildung hat den Lübeckern lediglich brutal vor Augen geführt, dass ihre Stadt – obwohl sie kaum weniger Bürger/innen beherbergt als Kiel – gegenüber der Landeshauptstadt bei aktuellen öffentlichen Standortentscheidungen benachteiligt wird. Wenn es darum geht, Standorte für Landesbehörden wählen, denkt halt die Landesregierung zuallererst mal an Kiel. Jüngstes Beispiel ist das Landeskatasteramt, das selbstverständlich in Kiel errichtet wird und nicht in Lübeck, obwohl das Lübecker Katasteramt mal größer war als das Kieler. Das alles hat mit einer ausgewogenen Regionalpolitik nicht das Geringste zu tun. Da Kiel als Landeshauptstadt ohnehin gegenüber Lübeck „naturgegeben“ im Vorteil ist – schließlich sitzen hier das Parlament und alle Ministerien (und die einzige Voll-Uni) – wäre es ein Gebot ausgewogener Regionalpolitik, diesen Vorteil Kiels bei Standortentscheidungen zugunsten Lübecks zu berücksichtigen. Leider passiert dies nicht. Es passierte übrigens auch nicht unter der rot-grünen Landesregierung!